Die Blockchain-Technologie ist mittlerweile ein Thema, welches auch in der Immobilienwirtschaft immer mehr Beachtung findet. Es ergeben sich daher die Fragen, welche Möglichkeiten die Technologie mit sich bringen kann und welche Auswirkungen sie auf Bau- und Immobilienwirtschaft nach sich zieht? Augenscheinlich steckt viel Potenzial in einem Einsatz von Blockchain für die Branchen – und dies über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden beziehungsweise Bauprojekten hinweg – doch welches? In folgendem Artikel erfahren Sie, in welchen Bereichen Blockchain unterstützen kann.
Die Technologie der Zukunft?
Die Blockchain-Technologie geht weit über „Bitcoin“ und die Verwendung als bloßes Zahlungsmittel hinaus. Das ist auch in der Immobilienbranche angekommen und sie nähert sich dem Thema Blockchain immer weiter an – derzeit zwar häufig noch mit Skepsis – aber die Einsatzmöglichkeiten werden immer genauer betrachtet. Die Technologie, die eigentlich hinter der Kryptowährung Bitcoin steckt, ist neben künstlicher Intelligenz, 3D-Druck und virtueller Realität, derzeit daher sicherlich eine der am meisten betrachteten Entwicklungen, wenn es um Digitalisierung oder um Zukunftstechnologien geht.
Viele Befürworter sehen die Blockchain als die innovativste Technologie seit der Entwicklung des Internets. Tatsächlich sprechen viele Fakten dafür, doch das Verständnis der Blockchain ist Anfangs etwas schwer zugänglich, was auch mit dem Begriff an sich zusammenhängt. Denn während wir über die Blockchain sprechen, müssen wir zunächst bedenken, dass es nicht „die eine“ Blockchain gibt. Genauer betrachtet bezeichnet der Begriff Blockchain eine technische Lösung, bei der eine Vielzahl an Akteuren miteinander vernetzt werden.
Um was handelt es sich bei der Blockchain also eigentlich genau?
Technisch betrachtet ist die Blockchain eine verteilte Transaktionsdatenbank. Das Besondere ist ihr Aufbau – sie wächst, indem sich ein digitaler Block an den anderen hängt. Aus dieser digitalen Verkettung entsteht eine Liste, die Chain (Kette), die die Werte ihrer Benutzer sowie sämtliche abgespeicherten Daten zu jedem Zeitpunkt dokumentiert. Es entsteht letzten Endes ein globales, verschlüsseltes und nicht manipulierbares Transaktionsregister, das sichere Datenübertragung sowie Transaktionen verspricht. Damit wird die Blockchain zu einem gewaltigen digitalen Datensatz, der chronologisch aktualisiert wird und Transferaktivitäten innerhalb eines Netzwerks von Teilnehmern – kryptographisch versiegelt (verschlüsselt) – archiviert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Datenbanken befindet sich die Blockchain dabei nicht auf einem einzelnen Server, sondern liegt in riesiger Zahl identisch vor.
Ist die Blockchain sicher?
In diesem Netz können die Teilnehmer dann Werte, wie Personendaten, Vertragskonditionen und andere Informationen, datensicher austauschen und übermitteln. Derartige Informationen, also beispielsweise Vertragskonditionen oder Finanzdaten, werden in dem Netz als „Werte“ bezeichnet und in den „Blöcken“ festgeschrieben – diese Blöcke sind allesamt Teil eines übergeordneten virtuellen Systems. Die Blockchain eines Netzwerks wird dabei auf den Computern aller Netzwerk-Teilnehmer aktualisiert und gespeichert. Das macht eine nachträgliche Manipulation der Werte äußerst schwierig bis nahezu unmöglich – denn für eine Manipulation müssten die Datensätze auf allen beteiligten Rechnern verändert werden. Auf diese Weise wird die Technologie sehr sicher, aber wie immer gilt auch hier – keine Technologie ist unverwundbar.
Diese hohe Datensicherheit bringt für die Nutzer der Technologie aber einige weitere Vorteile mit sich. Viele Prozesse, besonders im Finanz- und Vertragswesen können über die Blockchain ohne einen zentralen Mittelsmann ablaufen. Das bedeutet zum Beispiel, dass Sie für einen Geldtransfer keine Bank oder beim Veräußern einer Immobilie nicht die Unterschrift eines Notars benötigen – die Blockchain ist dabei eine Datenbank für sichere Transaktionen.
Blockchain und ihr Einsatz für die Immobilienwirtschaft
Neben einem Einsatz der Blockchain für Transaktionen sind weitere Einsatzgebiete in der gesamten Immobilienbranche denkbar. Denn auch für den Bereich des Bauwesens und viele andere Segmente kann der Einsatz der Technologie sinnvoll sein und Prozesse vereinfachen oder verbessern. Intelligente Energienetze, intelligente Städte mit intelligenten Verkehrsleitsystemen und sichere smart Homes oder eine gemeinsame, geteilte Nutzung von Ressourcen, BIM und Baumanagement sowie Geschäftsmodelle und Organisationsstrukturen sind allesamt Möglichkeiten, bei denen man mithilfe der Blockchain-Technologie Prozesse schnell und sicher steuern kann. Damit wird die Technologie schließlich auch zu neuen Geschäftsrollen wie z. B. dem Smart Contract Mediator sowie neuen Organisationsstrukturen führen und viele Aufgaben und Aktivitäten werden halb- und voll automatisiert.
Wie sehr beispielsweise die Kombination von Blockchain mit der BIM-Methode zusammenhängt, kristallisiert sich immer mehr heraus. Gebäude können ein digitales Abbild der Realität in der Blockchain erhalten. Über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie können sich damit Prozesse organisieren lassen, die immer auf konsistenten Daten, bei allen an der Planung, dem Bau und letztendlich der Verwaltung einer Immobilie Beteiligten, beruhen. Auch die auf der Blockchain-Technologie basierenden Smart Contracts werden für die Immobilien- und Bauwirtschaft in den nächsten Jahren wohl ein immer wichtigeres Thema, um Verträge schnell, zuverlässig und datensicher überprüfen und austauschen zu können.
Die Blockchain für Verträge in der Immobilienvermittlung
Besonders bei der Digitalisierung von Geschäftsmodellen in der Immobilienvermittlung ist der Einsatz der Blockchain-Technologie daher eine äußerst sinnvolle Unterstützung. Bisher musste bei Vertragsangelegenheiten auf einen Mittelsmann, zum Beispiel einen Notar, zurückgegriffen werden, oder die beteiligten Parteien laufen im direkten Austausch Gefahr, dass ihr Gegenüber die Daten absichtlich oder unabsichtlich manipuliert. Bei derartigen Vertragsangelegenheiten, beispielsweise beim Immobilienkauf, kann die Blockchain-Technologie zukünftig als Ersatz für den Notar dienen – insbesondere dann, wenn mehrere Parteien miteinander Daten austauschen möchten, diese Daten verifiziert werden sollen und dieser Austausch zur Abwicklung eines Transaktionsgeschäfts dient.
Bei „Smart Contracts“ besteht die Möglichkeit, dass standardisierte Verträge ihre Bedingungen selbstständig überprüfen und automatisiert handeln können. Aber ganz überflüssig werden Notare und Immobilienmakler deswegen nicht – sie werden immer dann vonnöten sein, wenn Vertragsdetails vom Standard abweichen. So also beispielsweise, wenn komplizierte Wegerechte auszuhandeln sind.
Blockchain im Facility Management
Betrachtet man die Vielzahl neuer Technologien, die das Potenzial haben, die Prozesse in der Immobilienwirtschaft und auch in den angegliederten Segmenten, wie dem Facility Management, in den nächsten Jahren grundlegend zu verändern, kommt man an Blockchain nicht vorbei. Mit möglichen Anwendungsszenarien, wie beispielsweise Smart Contracts, öffentliche Register – zum Beispiel Grundbücher, digitale Zertifikate, der Historisierung von Daten oder sogar der Kryptowährungen zur Finanzierung und Zahlung von Immobilientransaktionen oder Dienstleistungen, bringt die Technologie so viel Einsatzmöglichkeiten mit sich, dass die Optimierungspotenziale für die Branche sehr wertvoll werden wird. Zukunftsmusik? Nicht wirklich, denn schon heute etablieren sich Smart Contracts und Kryptowährungen wie Bitcoin als Zahlungsmittel, was auch im Immobiliensegment neue Wege für Transaktionen eröffnet.
Die Blockchain-Zukunft
Die revolutionären Auswirkungen der Technologie auf die Immobilienwirtschaft werden also immer deutlicher – die Veränderungen werden kommen, aber nicht über Nacht. Nach deutschem Recht sind reine Blockchain-Transaktionen noch nicht vereinbar. Am Ende eines Prozesses beim Immobilienverkauf muss beispielsweise immer die Eintragung im Grundbuch stehen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sich die Prozesse sowie die etablierten Institutionen durch die Blockchain-Technologie, auch unter Berücksichtigung der Rechtssicherheit, ersetzen lassen. In Schweden beispielsweise wird bereits untersucht, ob und wie man ein Kataster auf Basis der Blockchain-Technologie einführen kann. Es gibt bereits den internationalen Verband IBREA, der genau diese Themen speziell für den Immobilienmarkt aufbereitet und behandelt.
Neben den digitalen Technologien, wie BIM und Lösungen für das Management von Immobilien wird die Branche in der Zukunft also wohl nicht an der Blockchain-Technologie vorbeikommen. Die Optimierungspotenziale von Prozessen sowohl für die unternehmensinternen Arbeitsabläufe als auch das Dienstleistungsangebot bzw. den Service von Immobilienunternehmen für Bauherren, Immobilienkäufer und Mieter werden immer wichtiger. Die Anpassung der Geschäftsmodelle an digitale Strukturen in allen Geschäftsbereichen wird daher ein entscheidender Faktor, sich auf dem Markt zu platzieren.