Die Energiewende ist ein zentrales Thema unserer ganzen Gesellschaft – auch in der Politik und der Wirtschaft. Da Immobilien während der Bau- und besonders der Nutzungsphase für einen Großteil an CO2-Emissionen verantwortlich sind, kommt der Immobilienwirtschaft bei der Energiewende und spezifisch bei der CO2-Reduktion eine entscheidende Rolle zugute. Um ihre jetzigen Maßnahmen, wie beispielsweise energetischen Sanierungen sinnvoll zu ergänzen und die hohen CO2-Emissionen an anderer Stelle etwas auszugleichen, kann die Immobilienbranche bei der Verbreitung der E-Mobilität eine entscheidende Rolle einnehmen. Nach Skandalen über Verbrauch und Abgase von Dieselfahrzeugen sowie einem nachhaltigen Umdenken in einem Großteil unserer Gesellschaft rückt die E-Mobilität immer mehr in den Fokus der Konsumenten, wird praktisch aber leider noch immer viel zu selten als Alternative eingesetzt. Wieso das so ist und was die Immobilienwirtschaft damit zu tun hat, können Sie im folgenden Artikel lesen.
Fehlende Infrastruktur für E-Mobilität
Die Energiewende ist nicht nur ein ehrgeiziges Ziel der Bundesregierung, sondern mittlerweile in vielen Köpfen von Verbrauchern angekommen. Viele umweltbewusste Menschen tendieren heute dazu, sich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen. Weil in Deutschland aber die Infrastruktur für die E-Mobilität noch immer in den Kinderschuhen steckt, entscheiden sich viele potenzielle E-Auto-Fahrer noch gegen eine Anschaffung. Es fehlt schlichtweg an Ladestationen, sowohl in Wohn- als auch den Büro- bzw. Gewerbeimmobilien. Für die nahe Zukunft gilt es also, viel mehr Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge zu schaffen. Neben dem Staat und eine auf die E-Mobilität zugeschnittene Verkehrsplanung könnte dabei insbesondere die Immobilienwirtschaft einen wertvollen Beitrag leisten.
Fördermittel für die Ladeinfrastruktur
Für den Ausbau einer öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur will der Bund insgesamt 500 Millionen Euro bis Ende 2025 zur Verfügung stellen. So soll der Ladevorgang erleichtert und ein flächendeckendes Ladenetz zur Verfügung gestellt werden. Bis Ende 2025 soll es insgesamt rund 50.000 öffentliche Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge geben, davon sollen wiederum 20.000 Schnellladepunkte sein. Um dieses Ziel zu erreichen, richtet sich die neue Bundesförderrichtlinie „Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland“ an Unternehmen, Städte und Gemeinden, öffentliche Einrichtungen und Privatpersonen. Grundvoraussetzung für die Förderfähigkeit ist der Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien.
An solchen öffentlichen Ladestationen, die etwa auf Parkplätzen und bei Tankstellen zu finden sind, benötigt ein Elektrofahrzeug aber viel Zeit für eine Vollladung. Mieter, Immobilieneigentümer und Besucher von Gewerbeimmobilien werden ihre Fahrzeuge aber sicherlich nicht irgendwo in der Stadt an eine Ladesäule hängen und drei Stunden abwarten. Sie möchten die Akkus natürlich bequem über Nacht zu Hause in der Garage bzw. auf dem eigenen Parkplatz oder während ihrer Arbeitszeit in der Tiefgarage oder an ihrem Stellplatz auftanken. Das ist bisher nur sehr selten möglich. Es scheitert heute noch weitestgehend daran, dass es dort häufig gar keine Steckdosen gibt, die geeignet und sicher wären bzw. keine Ladestationen installiert sind.
Immobilienwirtschaft und die E-Mobilität
Das Laden am eigenen Stellplatz am eigenen Wohnort oder aber am Stellplatz auf der Arbeit dürfte für viele potenzielle Kunden das zentrale Kaufargument für ein E-Mobil sein. Mitunter ein Grund, warum die teilweise zögerliche Nachfrage nach Elektromobilen mit der Immobilienwirtschaft in Zusammenhang steht. Wem hilft eine flächendeckende Infrastruktur auf deutschen Straßen, wenn am Wohnort des Besitzers keine ‚Steckdose‘ vorhanden ist? Der Immobilienwirtschaft kommt daher abermals ein ziemlich hoher Stellenwert bei der Energiewende zu. Sie müsste handeln, um ihren Mietern diese Alternative zur Verfügung zu stellen und die Nutzung der E-Mobilität alltagstauglicher zu gestalten. Wohnimmobilien, Büroimmobilien oder gewerbliche Immobilien vereinen deutschlandweit Millionen an Parkplätzen, die potenzielle Standorte für private Ladestationen sind und entsprechend ausgestattet werden müssten, um die Nutzung der E-Mobilität voranzutreiben.
Hemmnisse bei der Installation von Ladestationen
Wegen technischer, rechtlicher und besonders finanzieller Hemmnisse werden bislang jedoch nur in Ausnahmefällen Ladepunkte in Wohnimmobilien, Büroimmobilien oder gewerbliche Immobilien realisiert. In vielen Bestandsgebäuden bedarf es zunächst aufgrund der hohen und dauerhaften Belastung während des Ladevorgangs einer Modernisierung des Stromnetzes in den Garagen oder an den Stellplätzen. Bei normalen Steckdosen kann der Dauerbetrieb zur Überlastung der elektrischen Anlage führen und die Brandgefahr erhöhen. Dieses Problem nimmt zu, je mehr Eigentümer, Mieter oder Besucher eine Ladestation nutzen wollen. Stammt der Autostrom also aus Stromleitungen, die schon älter sind, sollte man die Elektroinstallation überprüfen, bevor man eine Stromtankstelle installiert.
Für ein schnelles, sicheres Aufladen gibt es Wandladestationen mit Drehstromanschluss. Im Schnitt kosten solche Ladestationen ca. 600 bis 1000 Euro netto pro Stück, je nachdem, wie schnell sie laden und mit wie vielen Fahrzeugtypen sie kompatibel sind. Dabei ist darauf zu achten, dass der Elektroinstallateur bei der Montage mit den besonderen Anforderungen einer Stromtankstelle vertraut ist. Allgemein sind die Kosten dabei vom Aufwand abhängig – kann beispielsweise auf einen bestehenden Stromanschluss zurückgegriffen werden? Wo ist der nächste Sicherungskasten? Muss die Elektroinstallation des Hauses modernisiert werden? Ist der Austausch des gesamten Leitungsnetzes vonnöten, ist dies im Regelfall mit hohen Kosten verbunden, die zunächst auf den Immobilieneigentümer zurückfallen.
Immobilieneigentümer als zentrale Akteure der E-Mobilität
Beim Einbau und Aufbau einer Ladeinfrastruktur können Immobilieneigentümer und Immobilienverwaltungen zu zentralen Akteuren werden. Auch wenn das Anbieten von Ladestationen in Zukunft zu einer besseren Vermarktung ihrer Immobilien beitragen wird und in ferner Zukunft sicherlich zum Standard gehört, sollten Anreize entwickelt werden, damit die finanziellen Hürden für die Einrichtung der ersten Ladeinfrastruktur gesenkt werden. Dann könnte die Immobilienwirtschaft sinnvoll investieren und den Verbrauchern könnte mit einer verfügbaren Infrastruktur die Skepsis vor der Anschaffung eines E-Fahrzeuges genommen werden. Wäre dem Eigentümer mit den Fördermitteln die Angst vor teuren Umbaumaßnahmen genommen, könnten sie durchaus auch noch über eine Solaranlage auf dem Dach nachdenken, den Strom ins Hausnetz einspeisen und Carsharing-Modelle anbieten. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist eine passende Voraussetzung für eine ökologisch sinnvolle Elektromobilität.
Immobilienwirtschaft als gutes Beispiel vorangehen
Als Akteur der Immobilienwirtschaft kann man zudem als gutes Beispiel vorangehen. Die Überlegung, seine Fahrzeugflotte zukünftig mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen aufzurüsten, liegt nahe. Objektbetreuer, Hausmeister oder Makler mit E-Autos auszustatten, ist aufgrund ihrer oft kurzen Wege innerhalb einer Stadt durchaus möglich und sinnvoll. Als Unternehmen sollten Sie daher prüfen, ob der Einsatz von E-Mobilen für sie langfristig gesehen kostengünstiger ist – eines schafft der Einsatz in jedem Fall, in der heutigen Zeit trägt er ungemein zu einem positiven Imagegewinn bei.
Wie Sie Ihr Unternehmen außerdem zukunftssicher aufstellen, erfahren Sie in unserem E-Book: